09.03.2014

Skitouren Dolomiten - das Tagebuch

Die Skitourengruppe Strättligen war vom 1. - 8. März 2014 im und um das Pustertal (Südtirol/Dolomiten) unterwegs. Wir berichten vom Skifahren im Wüstensand, der Begegnung mit Strolchi am Golfen,  feinen Speck-Canederli in brodo, Pulverschnee im Tal der 1000 Schwünge und Kaiserwetter über den Drei Zinnen.

Samstag / Sonntag, 8. / 9. März - Einpacken, auspacken: Einpacken, Servus sagen, abfahren, fahren, fahren, fahren, ankommen, auspacken, waschen, downloaden, uploaden, in den Garten schauen, die Schneeglocken läuten, die Aprilglocken wachsen, Primeln blühen, die ersten Tulpen sind auch schon da. An den Montag denken. Willkommen zu Hause! Willkommen im Frühling!


Freitag, 7. März - Kaiserwetter und die Drei Zinnen: Aufbruch zu den berühmtesten drei Felsspitzen der Dolomiten. Wir starten nach einer rasanten Taxifahrt auf der Alp Rinbianco, steigen hoch zur Auronzo Hütte, passieren die Südseite der Drei Zinnen, gehen weiter zur Lavaredo Scharte, fahren ein kurzes Stück ab, steigen nochmals hoch bis zur Drei Zinnen Hütte, von dort geht es steil 1000 Höhenmeter ins Fischleintal hinunter. Kaiserwetter, gute Schneeverhältnisse und eine unbeschreibliche Bergkulisse lassen die Tour zum Höhepunkt und Abschluss unserer Skitourenwoche werden. Das abendliche Candlelight Dinner mit fünf Gängen gibt noch einmal Zeit, auf die bisweilen anstrengende, immer schöne und zum Glück unfallfreie Woche zurückzublicken. Es wird Zeit, uns von Bergführer Giuliano zu verabschieden. Und es ist höchste Zeit, das Geheimnis um seine Skis zu lüften. Die Bretter mit den Initialen DR, dem Emblem des Fussballklubs Monaco und den blassroten Streifen wurden als Spezialanfertigung für den russischen Multimilliardär Dimitri R produziert, der nebenbei auch Besitzer der AS Monaco ist. Wegen eines winzigen Fahrbfehlers gelangten die Skier nie zum Stemmbogenfahren in den Ural. Stattdessen kurven sie jetzt an den Füssen von GZ pfeilschnell durch die Dolomiten.

Donnerstag, 6. März - Im Tal der 1000 Schwünge: Endlich! Unser Bergführer Giuliano führt uns mit seinen AS-Monaco-Skis in Hänge voller unberührtem Pulverschnee. 1000 Höhenmeter fahren wir in die Tiefe. Der Himmel ist blau, der Schnee weiss und uns gefällts im einsamen Tal der 1000 Schwünge. Am Morgen sind wir bei schönem Wetter im Silvestertal in Richtung Toblacher Pfannhorn (2663 m) gestartet. Das Pfannhorn ist ein Grenzberg zwischen Italien und Österreich und bietet einen herrlichen Panoramablick in die gegenüberliegenden Dolomiten. Stacheldrahtrollen am Grat sind nicht ungefährlich und erinnern an eine weniger friedliche Zeit, als auch hier oben in dieser Steinwüste Krieg herrschte. Zurück zu heute, wo wir die Tage geniessen. Nach fünf herrlichen Skitourentagen steht morgen Freitag die Königsetappe auf dem Programm. Die lange Tour wird uns ganz nah an den weltberühmten Drei Zinnen vorbeiführen ... Sonnige Grüsse aus dem Pustertal!

Mittwoch, 5. März - canederli speck in brodo: Endlich! Zwei kugelrunde Speckknödel in einer würzigen Bouillon warten im Teller darauf, gegessen zu werden. Canederli speck in brodo, heissen sie in der Speisekarte. Wir geniessen sie zum Abschluss unserer heutigen Tour in der Plätzwiesenhütte. Die Tour führte bei schönem Wetter auf den Dürrenstein (2839 m), einem herrlichen Aussichtsberg in den Pragser Dolomiten. Von Plätzwiesen, einer tiefstverschneiten Hochebene, steigen wir die steile Südflanke hoch, gewinnen Höhe wie ein Adler im Aufwind und geniessen oben die Rundumsicht zu den Drei Zinnen, Cristallogruppe, Hohe Gaisl, Seekofel und fast bis ans Mittelmeer. Mit dem Essen haben wir begonnen, mit dem Essen schliessen wir diesen Eintrag. In guten Häusern im Südtirol gibt es offenbar die schöne Tradition, dass den Hotelgästen Kuchen serviert wird, wenn sie hungrig heimkehren. Heute geniessen wir feine Schwarzwälder Roulade und freuen uns bei Kaffee und Kuchen bereits auf das herrlich durchkomponierte Nachtessen zum Aschermittwoch. Servus aus dem winterlichen und friedlichen Hochpustertal.

Dienstag, 4. März - Es ist vollbracht: Blauer Himmel, die Sonne blinzelt hinter den Bergen. Wir steigen wie am Sonntag vom Gsiesertal in die Höhe, diesmal Richtung Hoher Mann und Karbacher Berg, zuerst auf einem Forstweg, danach über Almen, eine abwechlungsreiche und schöne Route. Auf der Scharte entscheiden wir uns für den Karbacher Berg und steigen in Spitzkehren den stotzigen Schlusshang zum Gipfelkreuz hoch (2520 m). "Es ist vollbracht", empfängt uns der Willkommensgruss am Kreuz. Wie wahr. Der Wind bläst garstig, so dass wir die Abfahrt im feinen Pulverschnee rasch in Angriff nehmen und auch geniessen. Es gäbe noch dies und das zu erzählen, zum Beispiel vom Salto Mortale des Chronisten, aber heute gilt es unbedingt klar zu stellen, dass wir im Südtirol nicht nur von Bergluft und Pulverschnee leben, nein wir werden nach allen Regeln der Kunst auch kulinarisch verwöhnt, von der Früh bis spät in den Abend. Als kleines Amuse Bouche für unsere LeserInnen sei das Abendmenue von gestern grob skizziert: Es begann mit einem italienischen Vorspeisenbuffet, das unsere Gaumen in den höchsten Tönen frohlocken liess. Es folgten in dieser Reihenfolge eine römische Eierflockensuppe, eine zarte Tagliata vom Roastbeef und eine Tiramisu-Schnitte, die so fein war, dass der Chronist gleich deren zwei vernaschen musste. Wir sind alle wohlauf und schicken Grüsse in die Schweiz - süss wie ein Tiramisu und kräftig wie ein Grappa.

Montag, 3. März - Mit Strolchi am Golfen: Die Wolken hängen über den Bergen. Das Wetter ist nicht richtig schön und auch nicht eigentlich schlecht. Wir steigen wie ein Tatzelwurm aus dem Silvestertal hinter Toblach in die Höhe. "Wir" sind Giuliano, Annemarie, Doris, Trix, Susanna, Sigi, Carlo, Heinz, Wale, Robi, Roland und Godi. Wir lassen den Wald hinter uns und gelangen über den "Eselsrücken" auf den knapp 2500 Meter hohen "Golfen". Dort oben begegnen wir Strolchi, ein Hund, der aussieht wie eine Mischung aus Dackel, Fuchs und Kanalratte. Strolchi ist schnell wie der Wind und begleitet uns auf der Abfahrt im holprigen Schnee. In der Pause merken wir, warum wir die Zuneigung des sonderbaren Begleiters verdient haben. Strolchi macht sich über unsere Znünisäckli her. In Toblach angekommen, ist endlich ein Dorfrundgang angesagt. Überall türmt sich der Schnee. Zwei bis drei Meter hoch wird er auf Plätzen und in Gärten gestapelt. Sogar die Gräber liegen unter ein bis zwei Meter Schnee. Wir fragen uns - wann wird es hier richtig Sommer? Servus für heute aus dem Pustertal! (über unsere kulinarischen Höhenflüge und die AS-Monaco-Schis berichten wir ein andermal, natürlich exklusiv auf diesem Blog)

Sonntag, 2. März - Skifahren im Wüstensand: Eine Einlauftour ist angesagt. Unser Bergführer Giuliano will unsere Form testen. Wir starten in St. Magdalena im Gseisertal, einem Seitental des Pustertals, wo im Sommer Reben gedeihen und wo gerade jetzt meterweise Schnee liegt. Wir steigen durch den Wald steil in die Höhe, vorerst auf die Alp Uwald, danach auf den Platten, einen Buckel, 1000 Höhenmeter über dem Gseisertal. Wolken, Nebel, Schneeflocken, Sonne, von allem hats ein wenig. Die Abfahrt in 20 Zentimeter neuem klebrigem Pulverschnee gelingt ganz gut. Interessant das Schneeprofil: Unter dem Neuschnee hats eine dünne Schicht Wüstensand, hergeblasen unlängst aus Afrika. So präsentieren sich unsere Kurven für einmal braunrot statt schneeweiss. Die Einlauftour ist auch der Moment, um eigenes neues Equipment zu testen und fremdes zu bestaunen. Hier ein neuer Ski, da eine neue Bindung, dort eine neue Jacke. Aaaa, ohhh, schööönn. Doch das schönste Teil hat Giuliano: Ein edler Ski, versehen mit dem Emblem der AS Monaco, den Initialen DR und Streifen im speziellen Russenrot. Giuliano erzählt uns die Geschichte, der Chronist würde sie gerne weitererzählen, wenn er sich nicht hinlegen müsste. Denn morgen ist ein neuer Tag mit einer neuen Tour und vielleicht neuen Geschichten. Bis bald, auf diesem Blog.

Samstag, 1. März - Happy Birthday Sigi: Nach zehn Stunden Fahrt, diverse Staus und Boxenstop mit Wienerschnitzel inklusive, kommen wir heil in Toblach im Hochpustertal an. Die Unterkunft ist eher ein Schloss als ein Hotel und gefällt uns auf den ersten Blick. Im Hotel Monica lässt es sich eine Woche aushalten, zumal es draussen winterlich aussieht und gerade kräftig schneit. Giuliano, unser bewährter Südtiroler Bergführer, präsentiert sich in alter Frische. Ja, das wäre für heute fast alles, wenn da nicht noch Sigi wäre, der gerade seinen Geburtstag vom 29. Februar ;-) mit einem Latschenkiefer Schnaps mit uns feiert. Prost auf Sigi und auf unsere Tourenwoche, die morgen Sonntag bei vorerst durchzogenem Wetter richtig losgehen kann!


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Texte: Godi Huber / Skitourengruppe Strättligen