Wenn der Kurbelwellenpositionssensor streikt, der Ischiasnerv klemmt und der Wind mit minus 30 Grad über die Berggipfel pfeift – das Tagebuch von der Vier-Sterne-Tourenwoche im Südtirol.
Freitag, 23. Februar 2018
Der Kurbelwellenpositionssensor
Eigentlich sollte an dieser Stelle von einer entspannten Autofahrt von der Schweiz ins Tirol und von dort über den Brennerpass ins Südtirol berichtet werden, von einem grossen Wienerschnitzel und einem sprudelnden Almdudler in der Raststätte und anderen schönen Dingen am Anfang einer schönen Skitourenwoche. Doch auf der Inntalautobahn geht unserem schwer beladenen Auto der Schnauf aus – Sicherheitsweste über, Pannendreieck raus, im kalten Wind sehr tief durchatmen. «Kurbellwellenpositionssensor defekt», spuckt das Diagnosegerät zwei Stunden und drei Autogaragen später aus. Was folgt, ist eine beispielhafte Hilfsaktion des Touringclubs der Schweiz TCS und zu fortgeschrittener Stunde erreichen wir mit dem Ersatzwagen unsere Residenz, das hübsche Hotel Rose in Wiesen bei Sterzing.
Samstag, 24. Februar 2018
Wasser predigen und Wasser trinken
An diesem Tag führt unser bewährter Bergführer Giuliano die Tourengruppe von Innerratschings über die Wumblsaml auf das Glaitner Hochjoch (2389 m). Es gibt reichlich Schnee, Sonne und auch die Fernsicht darf sich sehen lassen. Tief unten liegt Meran, weit hinten ragen die Drei Zinnen in die Höhe und – für das menschliche Auge nicht wahrnehmbar – muss in der Ferne das Blau der Adria glitzern. Doch in der Erinnerung bleibt uns dieser Tag auch, weil Robi sich ausschliesslich mit heissem Wasser verköstigt. In der falschen Annahme, dass das stets freundliche Hotelpersonal feinen Alpenkräutertee in die Flaschen abgefüllt habe, unterliess er die Teeaufbereitung und das heisse Wasser schmeckte nach «fast nichts», wie der durstige Robi auf dem Hochjochl reklamierte.
Sonntag, 25. Februar 2018
Ischiasnerv und viele Spitzkehren
Die Gruppe steigt an diesem sonnigen, aber eisig kalten Sonntag hoch zum Ratschinger Kreuz (2360 m). Diese Tour kennt der Schreibende allerdings nur vom Hörensagen, zwingt ihn doch ein bös gereizter Ischiasnerv, im Hotel Rose zurückzubleiben, wo er sich durch die Hotelbibliothek zu lesen beginnt. Dem Vernehmen nach ist der Gipfelhang eine ziemlich steile Angelegenheit, gespickt mit zahllosen anstrengenden Spitzkehren. Der Ischias ist dankbar, muss er bei diesem Gipfelerlebnis nicht live dabei sein.
Montag, 26. Februar 2018
Von plus 50 bis minus 30 Grad
Während der Schreibende den Ischiasnerv in der Infrarot-Wärmekabine bei plus 50 Grad zu besänftigen versucht, klettern die Kameradinnen und Kameraden bei eisigen Winden den Berg hoch. Mit gefühlten 30 Grad minus pfeift der Wind am Brennerpass über den Grubenkopf (2337 m). Für mehrere Finger an Sigis Händen muss dies zu viel gewesen sein. Mit Erfrierungen mittleren Grades kehrt er ins Hotel zurück, doch kann noch von Glück im Unglück gesprochen werden: andere Tourengeher landen mit üblen Erfrierungen auf der Notfallstation im Spital, wie die Dolomiten Zeitung am nächsten Tag berichtet.
Dienstag, 27. Februar 2018
Speckknödel und Adriano Celentano als Belohnung
Der Schreibende wagt sich auch wieder an die frische Luft, die sich nach wie vor eisig anfühlt. Von Brennerbad geht es via Badalm ziemlich ruppig hoch bis zur Enzianhütte und weiter über einen endlos langen Bergrücken auf die Flatschpitze (2566 m). Die Spitze lädt nicht zum Verweilen ein, so dass wir uns einen ausgiebigen Einkehrschwung in der hübschen Enzianhütte gönnen. Zu den herrlich mundenden Speckknödeln lauschen wir den sanften Gesängen von Adriano Celentano, der mit seinen Freunden in der Hütte seinen 80. Geburtstag zu feiern scheint. Und wenn Adriano Celentano nicht erfroren ist, so singt er noch heute an der Flatschpitze den «Azzurro».
Mittwoch, 28. Februar 2018
Happy Birthday Sigi!
Am letzten Tag im Februar absolvieren wir einen Klassiker im Südtirol: Die Tour von Flading im hinteren Ratschingstal über die Klammalm zur Kleinen Kreuzspitze (2518 m). Es ist eine landschaftlich sehr schöne Tour, die viel Genuss bietet, heute wegen der Kälte aber auch ganz schön in die Knochen geht. Im Vier-Sterne-Hotel Rose lassen wir uns danach wie jeden Tag verwöhnen. Von Kaffee und Kuchen zum Zvieri über knackige Salate, erlesene Antipasti, einem leckeren Hauptgang und einem Vier-Sterne-Dessert bis hin zum Schnäpschen für die Verdauung fehlt es an nichts. Diesmal geniessen wir zusätzlich einen besonderen Leckerbissen: zu Sigis 70. Geburtstag gibt es eine üppige Torte vom besten Konditor im Ort. Happy Birthday Sigi und noch viele schöne Vier-Sterne-Touren in der Zukunft wünschen wir dir!
Donnerstag, 1. März 2018
Liebeslieder im Wald
Dem Schnäpschen am Vorabend sei Dank, steigen wir auch am letzten Skitourentag leichtfüssig in die Höhe: Diesmal auf der österreichischen Seite, von Padaun im Valser Tal auf die Vennspitze (2390 m). Die Haubenmeisen spüren den Frühling und singen erste Liebeslieder im Fichtenwald. Und richtig, auch wir beginnen ganz leise den Frühling zu ahnen. Die Luft fühlt sich nur noch wie minus 20 Grad an. Für uns ist es bald wieder an der Zeit, unsere Siebensachen zu packen und nach einem weiteren Vier-Stern-Abend nach Hause zu fahren.
Teilnehmer*innen: Giuliano (Leitung), Trix, Susanna, Sigi, Wale, Robi, Carlo, Godi (Text)
>Tourenwoche im Südtirol – die Bilder: siehe separate Posts