Auf der Äbeni Flue (3960m) erleben wir den Höhepunkt unserer Zweitagestour in der Jungfrauregion.
Nach der rasanten Bahnfahrt aufs Jungfraujoch und einem starken Kaffee montieren wir (Sigi, Susanna, Heinz, Godi) das Gstältli, sagen den fotografierenden JapanerInnen adieu und fahren vom Sphinxstollen über den Jungfraufirn auf den Konkordiaplatz ab. Es ist der magische Ort, wo mächtige Gletscherfirne zusammenfliessen und der Aletschgletscher seinen Anfang nimmt. Mit einer Dicke von gut 900 Metern wird das Eis hier noch sehr lange der Klimaerwärmung trotzen. Wir montieren die Felle und marschieren auf dem Grossen Aletschfirn Richtung Lötschenlücke. Die Sonne brennt und der Chronist wird von Ausläufern der Höhenkrankeit geplagt. Mit letzter Kraft schleppt er sich in die Hollandiahütte. Eine salzige Suppe und ein schäumendes Bier wecken die Lebensgeister. Das Znacht der Hüttenwartinnen verdient so viele Sterne wie an diesem Abend am Himmel leuchten. Der dünnen Luft sei dank, bleibt das Schnarchkonzert im Massenlager weitgehend aus. - Hinter der mächtigen Gebirgskette des Aletschhorns steigt die Sonne hoch, der neue Tag erwacht. Ausgeruht und ohne Kopfschmerzen nehmen wir die Tour auf die Äbeni Flue in Angriff. Vorbei an Gletscherspalten, mächtig wie Kathedralen, gehen wir über den flachen Äbeni Flue-Firn. Endlos wie das Meer, weit wie die Wüste erscheint das Eis. Bedeutungslos klein wirkt der Mensch im Unesco-Weltnaturerbe. Über die Südwestflanke steigen wir bei guten Bedingungen ohne Unterstützung von Harscheisen, Pickel und Seil zur Äbeni Flue hoch. Auf dem Gipfel auf fast 4000 Metern erleben wir das Glücksgefühl, das jeden Berggänger und jede Berggängerin am Ziel erfasst: Die Erde ist weit weg und besteht im Wesentlichen aus Bergen. Das Panorama scheint von Usbekistan bis Barcelona zu reichen, dazwischen irgendwo der Eiffelturm, visavis Jungfrau, Mönch und Eiger. Windstill und warm die Luft, als wären wir in einer Gartenwirtschaft in Locarno, geniessen wir das Picknick. Die Abfahrt über die Lötschenlücke und den Langgletscher absolvieren wir bei guten Bedingungen und einer optimalen Spurwahl (Merci Sigi!) bis hinunter nach Blatten im Lötschental. Text/Bilder: Godi